«LSD macht mir den Kopf frei»

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7 Окт 2017
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1 «LSD macht mir den Kopf frei»
Fur einen Trip, bei dem man halluziniert und sich die Sinne wie im Traum verweben, reichen schon 50 bis 100 Mikrogramm LSD. Microdoser nehmen noch kleinere Mengen der illegalen Droge. Sie versprechen sich davon,
zu werden. Noch sind die Effekte des Microdosings nicht erforscht. Viele Wissenschaftler zweifeln an der Wirkung und sprechen von einem Placeboeffekt. Verboten ist LSD ohnehin weltweit seit 1971, weil es laut der UN-Konvention uber psychotrope Substanzen «eine ernste Gefahr fur die offentliche Gesundheit» darstellt: LSD kann psychisch abhangig machen und es besteht unter anderem das Risiko von Psychosen (mehr dazu in unserem Infokasten). Kai*, 27, arbeitet als Grafiker in einer Werbeagentur. Er ist Microdoser und erzahlt uns, wie er sein Arbeiten erlebt, seit er kleinste Mengen LSD konsumiert.
In meinem Job muss ich standig kreativ sein. Als Gestalter entwickle ich zum Beispiel Logos fur Unternehmen. Das heit: Ich muss viele Ideen haben, viele verschiedene Entwurfe zeichnen, und das alles unter Zeitdruck. Oft will ich es dann besonders gut machen, und dann ist der Druck so hoch, dass ich mir selbst im Weg stehe und blockiert bin. Vor etwa drei Jahren habe ich im Internet das erste Mal etwas uber
gelesen – damals wurde
gerade im Silicon Valley als neues Wundermittel gefeiert. Was Drogen angeht, bin ich generell ein offener Mensch. Deshalb wollte ich selbst ausprobieren, ob es mir bei der Arbeit helfen kann.
Hintergrund: LSD
Lysergsaurediathylamid, kurz LSD, ist eine psychoaktive Droge, die halluzinogen wirkt. Weitere Namen sind Trip oder Acid. Die Wirkung von LSD wird als «psychedelisch» bezeichnet («die Psyche manifestierend»). Durch ihre Wirkung auf das Bewusstsein erzeugt sie einen Rausch, der verdrangte oder unterbewusste Erlebnisse wieder hervorbringen kann, auch negative.
Die Aufnahme erfolgt in der Regel oral uber die Schleimhaute. LSD wird in flussiger Form auf Loschpapier aufgetragen. Die Papierstucke heien Pappen oder Tickets. Auf Zuckerwurfel getraufelt kann LSD ebenfalls konsumiert werden. Auerdem sind Minipillen im Umlauf, die mit LSD versetzt sind. Diese sogenannten Mikros sind haufig hoher dosiert als die Pappen. LSD ist hochpotent und wirkt schon in verschwindend kleinen Mengen ab 15 g.
Von den Tragerstoffen verfluchtigt sich die Droge innerhalb weniger Wochen, wenn sie mit Luft, Licht oder Feuchtigkeit in Kontakt kommt (Quelle:
/
).
LSD verandert die Wahrnehmung mit Sinnestauschungen, verandertem Korperbewusstsein und langsamerem Raum- und Zeitgefuhl. Es verstarkt Gefuhle, steigert die Kreativitat und regt die Fantasie an. Gegenstande konnen sich optisch verformen. Manche berichten, dass sie Farben schmecken und Tone fuhlen konnten. Viele beschreiben das Gefuhl, mit allem eins zu sein.
Meist wei der Konsument, dass seine Halluzinationen nicht real sind. Er ist hellwach, erlebt den Trip sehr bewusst und kann sich anschlieend oft an jede Einzelheit erinnern.
Auf einem Trip fuhlen sich viele euphorisch. Dies ist jedoch stark abhangig von der Stimmung, den Erwartungen an die Droge sowie von der Umgebung und wie man sie wahrnimmt.
Wer in negativer Grundstimmung LSD nimmt, kann in Panik geraten. Viele konnen Realitat und Trip dann nicht mehr auseinander halten. So ein Horrortrip kann das Gefuhl erzeugen, bedroht oder fremdbestimmt zu sein oder nicht mehr nuchtern zu werden.
Im Rausch kann die Reaktionsfahigkeit eingeschrankt sein. Es kann zu Schweiausbruchen kommen, Gleichgewichts- und Orientierungssinn konnen gestort sein. Die Pupillen weiten sich, einigen Konsumenten wird schwindelig und ubel. Manche bekommen unkontrollierbare Angst.
Die grote Gefahr sind Unfalle oder sogar selbstzerstorerisches Verhalten durch die verzerrte Wahrnehmung. Manche uberschatzen sich etwa auf dem Trip und denken, sie konnten fliegen oder fahrende Autos stoppen. Auch Distanzen und Geschwindigkeiten schatzen viele falsch ein.
Wer auf LSD ist, spurt mitunter die Wirkung anderer Drogen wie Alkohol nicht, deshalb besteht das Risiko einer Uberdosierung. Auch die Effekte von Kokain kann LSD uberdecken, die Drogen arbeiten jedoch in ihrer psychoaktiven Wirkung gegeneinander. Konsumenten empfinden das als eher unangenehm. Wer MDMA und LSD mischt, dem droht bei hohen Dosierungen ein Hitzschlag. Speed kann den LSD-Trip unkontrollierbar werden lassen.
LSD hinterlasst nach bisherigen Erkenntnissen unmittelbar keine korperlichen Schaden, kann aber fur die Psyche zu einer erheblichen Belastung werden. Dazu ist nicht einmal Langzeitkonsum erforderlich. Menschen mit einer Veranlagung zu einer psychischen Erkrankung konnen schon auf dem ersten LSD-Trip eine Psychose erleiden.
Wer den Trip zunachst gut vertragen hat, kann danach trotzdem sogenannte Flashbacks bekommen. Ohne noch einmal konsumiert zu haben, konnen in Einzelfallen noch Wochen spater unangenehme Rauschwirkungen eintreten. Die Droge kann zugleich psychisch abhangig machen.
Damals flogen bei mir zuhause noch ein paar Pappen herum. Das sind kleine Stucke aus Karton, auf die flussiges LSD getraufelt wurde. Die hatte ich mir mal im Darknet bestellt. An einem Wochenende, an dem ich nichts vorhatte, habe ich den Karton dann mit der Schere in kleine Fetzen zerschnitten, und mir ein Sechzehntel auf die Zunge gelegt. Ich wusste, dass auf jeder Pappe 110 Mikrogramm LSD verteilt waren, was fur einen richtigen Trip reicht. Von der ersten Dosis, etwa sieben Mikrogramm, habe ich aber nichts gemerkt.
Am darauffolgenden Wochenende habe ich die Dosis dann erhoht, auf etwa 15 Mikrogramm. Es hat im Bauch gekribbelt, meine Laune hat sich deutlich verbessert, ich wurde wacher und glucklicher. Es hat sich belebend angefuhlt, aber ich war noch weit von einem richtigen Trip entfernt. Wie sich das anfuhlt, wei ich von fruheren Erfahrungen mit LSD. Die kleine Dosis fuhlte sich eher an wie die Phase, in der man gerade langsam draufkommt. Ich habe dann zuhause einfach Musik gehort und entspannt, und mir vorgenommen, das Microdosing fur ein paar Wochen am Stuck auszuprobieren.
«Wenn du kein kreativer Mensch bist, macht dich auch LSD nicht zum Kunstler.»
Kai*, Microdoser
Ich habe immer eine Woche Pause gemacht, nachdem ich LSD genommen habe. Nach dem Konsum hatte ich fur vier Stunden die direkten, belebenden Effekte des LSDs, und dann uber Tage noch spurbare Nachwirkungen. Mein Arbeiten hat sich verandert. Ich habe das Gefuhl, das LSD macht mir den Kopf frei: Meine Probleme werden kleiner, ich kann befreiter denken. Und ich mache mir nicht mehr so viele Sorgen. Gerade als Gestalter frage ich mich ja bei jeder Idee und bei jedem Entwurf: Gefallt das dem Chef Und dem Kunden Mit Microdosing horte das Grubeln auf. Man macht einfach mal, ist fokussierter und motivierter. Und kreativer, weil die Blockaden weg sind. Aber ich wurde auch sagen: Wenn du kein kreativer Mensch bist, macht dich auch LSD nicht zum Kunstler.
Am Anfang habe ich es sechs Wochen am Stuck ausprobiert, spater dann nochmal 16 Wochen. Dazwischen hatte ich das Gefuhl, dass es auch so ganz gut bei mir lauft und habe pausiert. Erst habe ich die Dosis LSD auch direkt vor der Arbeit genommen. Aber das habe ich schnell wieder sein lassen. Weil es bei all den positiven direkten Effekten auch ein Problem gibt:
. Es ist ein seltsames Gefuhl, wenn ein Kunde anruft oder ich mit meinem Chef rede und kurz vorher LSD genommen habe. Dann fuhle ich mich schuldig, so als hatte ich in der Mittagspause ein paar Bier getrunken oder gekifft. Man will nicht ertappt werden und verhalt sich moglichst unauffallig, was auf Dauer naturlich nicht so entspannt ist. Ich wei, dass die Sorge unbegrundet ist: Auf LSD-Trips habe ich mich schon ofters mit Leuten unterhalten, und ich glaube, denen ist nicht aufgefallen, dass ich drauf war. Ich bilde mir beim Microdosen also eher ein, dass jemand im Buro etwas bemerken konnte. Spater habe ich das LSD dann trotzdem lieber abends genommen, wenn ich allein zuhause war.
 
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